Die Weihnachtszeit im Erzgebirge ist unverzichtbar mit den vielen Berg -und Hüttenparaden und ihrer farbenprächtigen schmuckhaften Bergmannshabite der Bergmänner. Immer wieder locken diese Ereignisse, insbesondere zur Weihnachtszeit, tausende von Besuchern aus nah und fern zu uns ins Erzgebirge. Der Ablauf der Paraden zeigen eine Struktur und die Bekleidungen tragen einen uniformartigen Charakter. Die Größe der Abteilungen ist unterschiedlich und zählt bis zu 48 Bergleuten, welche fast immer in 4er Reihe marschieren. Die Anzahl der beteiligten Bergbeamten und Offizianten, Häuer oder Schmelzer hängt von der Bedeutung der Paraden ab.
Sie führen meist Fahnen, Geleucht und kunstvoll für diesen Zweck hergerichtete berg - und hüttenmännischen Arbeitsgeräte mit sich und der teilnehmende Bergbeamte reitet zu Pferd. Auch ist die Anzahl der Bergkapellen abhängig von der Größe der Paraden.
Der Vater dieser traditionellen Gepflogenheiten ist der sächsische Kurfürst August der Starke mit einer Verordnung vor 300 Jahren, anlässlich des Saturnsfestes am 26.09.1719 im Plauenschen Grund zu Dresden. Neben der Neuordnung der Paraden, wurde auch die Kleiderordnung der Bergleute mit bestimmt. Zuvor war die Verordnung von 1668 gültig. Darin verordnete der Kurfürst den Bergleuten beim Betreten der Kirche den schwarzen Bergkittel zu tragen. Bis zu diesem Zeitpunkt galt, dass der Berg -und Hüttenmann eine saubere Arbeitskleidung zu tragen hatte. Die Bergleute bevorzugten daher den weißen oder beigen Farbton. Er galt für Sauberkeit, war in der Herstellung am billigsten und hatte gleichzeitig noch eine schützende Funktion. Hier galt das Prinzip unter Tage ,,Sehen und gesehen werden.“ Die helle Kleidung reflektierte das karge Licht und auch die Bergleute konnten sich untereinander besser erkennen. Das Geleucht des Häuers war im Mittelalter die offene und später geschlossene Froschlampe. Die Grundlage für das Licht bildete vorwiegend der Unschlitt, ein festes Fett von geschlachteten Paarhufern. Das beim Abbrennen des tierischen Fettes dichter Qualm entsteht, ist nachvollziehbar und der nicht immer unter Tage ausreichende Sauerstoff kam noch hinzu, so dass der Bergmann, insbesondere der Hauer, seine Arbeit unter Tage zeitweise blind verrichten musste oder mit minimalem Licht. Auch war sein Arschleder bis zur Wade reichend. Bei den Paraden im Mittelalter, trug er noch schmückend, zusätzlich eine breite Halskrause.
Der Dipl.-Designer Rolf Büttner schuf 2019, den Falkenauer Bergmannsstein. Er verkörpert den Bergmann im Paradehabit um 1590 zur Blütezeit des Silberbergbaues im Oederanschen Wald, bei Falkenau. Die Kapuze, Halskrause und langes Arschleder sind Bildnisse des Bergmannes zur damaligen Zeit. Der Bergmannsstein steht in einem Ensemble mit der Infotafel Bergbaulehrpfad am Freibad Falkenau und wurde auf Initiative des Heimatvereins Falkenau in Auftrag gegeben.
Ein weiteres Zeugnis der neuzeitlichen Bergmannsgeschichte in diesem Habit ist der Sandsteinbergmann von Samuel Lorentz aus dem Jahre 1585 in der Stadtkirche Brand - Erbisdorf. Mit der Zeit änderte der Bergmann seinen Habit, da sich die Funktionalität seiner Kleidung änderte. Die Kapuze, welche mit Stroh oder Heu gefüllt war, um den Kopf vor Stößen mit dem Gestein zu schützen, ersetzte später die Bergmannskappe. Die breite Halskrause, ein Relikt des Militärs wurde immer flacher und das lange Arschleder, der Ursprung lag in einer nach hinten versetzten Schürze, diente nicht mehr zur Einfahrt, sondern zum Schutze des Häuers beim Sitzen vor Nässe und Bodenkälte.
Diese Aufzeichnungen entstanden mit freundlicher Unterstützung teilweise von Knut Neumann, Vorsitzender der historischen Freiberger Berg - und Hüttenknappschaft und dem Bergbauarchiv Freiberg.
Glück Auf
Mike Glöckner
Heimatverein Falkenau e.V.